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Pflanzenfamilie: Gentianaceae (Enziangewächse)
© A. Mrkvicka, NHM Wien
Wiederansiedlung BGBM Berlin
In Berlin wurden zur Stärkung der letzten Reliktpopulation bei Spandau 1990 an zwei Stellen 66 Jungpflanzen ausgebracht. Ein anfänglicher Pilzbefall (Fusarium solanii) alle Pflanzen bis auf sechs um; diese blühten 1991, waren bereits 1992 aber nicht mehr auffindbar. 1992 wurde eine Ersatzansiedlung im NSG „Kalktuffgelände“ mit 145 Jungpflanzen versucht, der ebenfalls schnell fehlschlug. Als Ursachen werden Wildverbiss, Tritt und Sommermahd angesehen. Alle Pflanzen stammten aus Erhaltungskulturen des BGBM Berlin (Bunde 2008).
Wiederansiedlung Brandenburg (A.Ziemer)
Im Land Brandenburg wurden 2011 Wiederansiedlungen auf einem Standort im Havelland mit regionalem Material durchgeführt. Flächengröße ca. 1 ha, magerer Bereich mit Lungenenzian und Orchideen (Dactylorhiza majalis) über 5.000 m²; bis 2006 wurde eine Mahd pro Jahr durchgeführt, zu diesem Zeitpunkt dominierten bereits die Hochstauden; vom Enzian waren 2006 ca. 350 Sprossachsen mit Blüten (ca . 100 Pflanzen) vorhanden, 2006 wurde Samen entnommen und die Erhaltungskultur begonnen; seit 2007 blühen nur noch wenige Altpflanzen; 2011 wurden 26 mehrjährige zuzüglich einjährige Pflanzen aus der Erhaltungskultur gepflanzt; 2012 wurden 17 Pflanzen aus der Erhaltungskultur gepflanzt; bis Mai 2012 sehr gutes Wachstum, ab Juni starker Verbiss durch Nacktschnecken; bis August 2012 waren nur 5 blühende Pflanzen aus der Anpflanzung vorhanden; seit 2007 werden Teilbereiche bis zu 3x im Jahr gemäht, Mahdbeginn ist dabei Anfang Mai, im Ergebnis konnten die Hochstauden zurück gedrängt werden, der Orchideenbestand erhöhte sich von ca. 150 (Anfang 2000) auf 1280 blühende Exemplare in 2012 (A. Ziemer).
Wiederansiedlung BG Dresden
Im sächsischen LK Meißen wurden seit 2007 mehrfach im BG Dresden aus Wildsamen gezogene Pflanzen im Raum Moritzburg, woher das Material stammte, auf geeigneten Wiesen ausgepflanzt. Die Pflanzen wurden nachfolgend durch Schneckenfraß, Trockenperioden, aufkommendes Pappelgehölz, wühlendes Schwarzwild und Vandalismus dezimiert, so dass nur einzelne überlebten, „wie es für Selektionsprozesse unter natürlichen Verhältnissen typisch ist“ (Ditsch & Ditsch 2006).
Keiner der Setzlinge konnte sich dauerhaft halten. Daher ist man in Rücksprache mit der UNB Meißen zum Schluss gekommen, die natürlichen Standorte nicht mehr durch Pflanzungen, sondern nur noch durch Aussaaten von Material aus der EHK zu stützen. Da das Wildvorkommen sich weiter rückläufig entwickelt, erfolgten 2017 versuchsweise Aussaaten auf abgeplaggten Kleinstflächen einer zuvor nicht besiedelten Feuchtwiese, die sich zunächst relativ gut entwickelten. 2023 war jedoch auch dieser Bestand nach Auskunft der UNB Meißen auf 5 Exemplare dezimiert. Immerhin gelangten jährlich einzelne Pflanzen zur Blüte.
Im Rahmen eines Drittmittelprojekts nach Förderrichtlinie NE/2014 wurden außerdem im ostsächsischen LK Görlitz vom Vorkommen im NSG "Altes Schleifer Teichgelände" Samen geerntet und daraus Pflanzen gezogen, von denen 2021 ca. 50 Exemplare am Altstandort auf frisch entplaggte Flächen ausgebracht wurden. Weitere ca. 20 Pflanzen wurden an den Standort eines Moorinitials im renaturierten ehemaligen Tagebau Nochten gepflanzt. An beiden Standorten wurden im Sommer 2022 jeweils drei Jungpflanzen wiedergefunden und durch neun (Altstandort) und sieben (Neustandort) nachgepflanzte Exemplare ergänzt. Im August 2023 wurden am Altstandort keine Überlebenden der Ausbringung mehr wiedergefunden, was vermutlich auf Wildschäden zurückzuführen ist.
Wiederansiedlung Bayern
In Bayern wurde mit durch die Stadtgärtnerei Straubing vermehrtem autochthonem Material eine Wiederansiedlungsmaßnahme im Bereich der Isarmündung durchgeführt (Büro für angewandte Botanik: M. Scheuerer). Eine Wiederansiedlung ist vorgesehen im Landschaftspark Schloss Dennenlohe (Bayern) aus Material des BG Erlangen (BG Erlangen: W. Welß).