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Hier finden Sie Erhaltungskulturen von mehr als 600 Arten in über 3.000 Akzessionen. Zu den 113 fett gedruckten Arten informieren wir ausführlich über Biologie, Kulturansprüche, haltende Gärten/Einrichtungen und Wiederansiedlungen.


Luronium natans
(Schwimmendes Froschkraut)

Pflanzenfamilie: Alismataceae (Froschlöffelgewächse)

Biologie

ArtLuronium natans
VerbreitungEuropa, Arealanteil Deutschlands 10-33% (Arealrand) (floraweb.de 2011); Areal erstreckt sich von Südnorwegen und Schweden im Norden über Irland und Frankreich bis Nordspanien, östlich bis Polen und Tschechische Republik (Lansdown 2011)
Verbreitungskartein Deutschland: Nationaler Bericht - Bewertung der FFH-Arten, Stand 2007
Höhenverbreitungplanar-collin (Flach- und Hügelland) oder indifferent (floraweb.de 2011)
Natürlicher Standortnährstoffarme Gewässer (Hauptvorkommen) (floraweb.de 2011); auf ± nährstoffreichen, kalkarmen, mäßig sauren, humosen, meist sandigen Schlammböden,am Rande seichter Weiher, z.T. vor dem Röhricht (Oberdorfer 1990)
Mykorrhizierungkeine, in keinem Vertreter der Alismatales sind Mykorrhiza vertreten (Li & Zhou 2009)
Beschreibung der Pflanze10-40 cm, Stg beblättert, flutend od. kriechend, an den Knoten wurzelnd, mit untergetauchten linealen od. ovalen, 3-6 cm lgn Schwimmblättern, Blüten einzeln (od. zu wenigen), blattachselstdg, lg gestielt, Kelch grün, Krone weiß mit gelbem Grund, rundl., 3mal so lg wie Kelch, 1-1,5 cm Durchmesser, 6 Staubblätter, 6-9(-12) Fruchtblätter, 12-15-rippig, auch Griffel bespitzt (floraweb.de 2011)
LebensformHydrophyt, überwinternd grün (floraweb.de 2011)
Lebensdauerausdauernd (plurienn-pollakanth) (biolflor.de 2011)
SamenbankSamen können im Substrat längere Zeit überdauern und bei günstigen Umweltbedingungen auch noch nach Jahren keimen (Hacker et al. 2010c); Nielsen et al. (2006a) berichten für ihre Untersuchungen in Dänemark von einer Samenbank, deren Samendichte im Jahreslauf von 635 bis 3354 pro qm schwankte.
BlütezeitMai-August (biolflor.de 2011); Mai bis September (Hacker et al. 2010c)
Bestäubung durchInsekten (floraweb.de 2011); Selbstbestäubung in nicht geöffneten Blüten (Pseudokleistogamie) (biolflor.de 2011)
Kompatibilitätkeine Angabe
Blütenbiologiezwittrig (hermaproditisch) (floraweb.de 2011); Blüten sind gleichzeitig männlich und weiblich (homogam) (biolflor.de 2011)
Ploidiehexaploid, 2n=42 (biolflor.de 2011)
FruchtSammelnussfrucht (biolflor.de 2011)
SamenreifeFrüchte reifen im Wasser (Hacker et al. 2010c)
SamengrößeDie Früchte sind 3 mm lang und 10-14 mm breit und weisen 12-15 Längsrillen auf (Hacker et al. 2010c)
Samengewicht0,39 mg, 0,35 mg (leda-traitbase.org 2012)
SamenmorphologieSame hufeisenförmig, braun (Hegi 1981); nicht heteromorph (biolflor.de 2011)
SamenausbreitungWasserausbreitung, Klettausbreitung (floraweb.de 2011); Besiedlung neuer Gewässer vermutlich über Vögel (Lansdown & Wade 2003)
Reproduktiongenerativ und vegetativ (Rybka et al. 2005); In einzelnen Populationen innerhalb einer Metapopulation können verschiedene Reproduktionsstrategien vorkommen, so können einzelne Populationen gut blühen und viele Samen produzieren, andere blühen nicht oder selten und vermehren sich vegetativ, wieder andere weisen submerse Blüten auf, die nicht geöffnet und selbst bestäubt werden ferner gibt es vegetative Vermehrung über Ausläufer und Winterknospen (Lansdown & Wade 2003); Nielsen et al. (2006a) zeigten, dass sich Sprosse gut bewurzeln, allerdings nur in Wassertiefen < 4cm, ihre Untersuchungen in Dänemark zeigten aufgrund der hohen Keimraten (Mittelwert 51-60%), einer substanziellen Samenbank und einer höheren genetischen Diversität zwischen Populationen als innerhalb der Population, dass die meisten Besiedlungen neuer Standorte auf sexuelle Reproduktion zurückzuführen sind; Nahausbreitung durch kriechende Ausläufer bzw. Sprosse (Hacker et al. 2010c).
Gefährdungzentral-europaweit stark gefährdet (floraweb.de 2011)
Rote Liste Deutschland2+ (stark gefährdet) (floraweb.de 2011)
GefährdungsursachenEutrophierung von Gewässern (floraweb.de 2011); Aufgabe der Beweidung von Uferbereichen, Sedimentaufwirbelung durch Bootsverkehr, Trittbelastung an Gewässern, Grundwasserabsenkungen in der Nähe von Kleingewässern, Einschränkungen der natürlichen Dynamik von Seen und Teichen, zu starke Wasserstandsschwankungen, Versauerung dystropher Seen durch atmosphärische Schwefeldioxid-Einträge, natürliche Sukzession der Standorte, geringe Größe von inzwischen stark isolierten Populationen (Hacker et al. 2010c); Trockenlegung und Eutrophierung der Teiche (ÖBG Bayreuth: M. Lauerer)
PflegemaßnahmenErhalt und Wiederherstellung oligotropher und mesotropher Klarwasserseen mit geeigneten Flachwasser- und Uferbereichen, Schutz oligotropher und mesotropher Klarwasserseen vor Nährstoffeinträgen und Versauerung, Erhalt bzw. Wiederherstellung der natürlichen Dynamik von Seen und Teichen, Erhalt bzw. Wiederherstellung gehölzfreier Uferabschnitte (Einbeziehung von Uferbereichen in extensive Weidenutzung) zur Förderung vegetationsarmer Uferbereiche sowie der natürlichen Uferdynamik, Erhaltung und Wiederherstellung oligotroph-saurer Moore mit Kolken, Düngeverbot in der nahen Umgebung, große Pufferzonen ohne intensive landwirtschaftliche Nutzung im Grundwassereinzugsgebiet, verstärkte Maßnahmen zur Verringerung von Stickstoffemissionen in der Region, Befahrungsverbot für Sportboote, Lenkung der Angel- und Badenutzung von Gewässern (Sperrung einzelner Uferabschnitte, Information der Besucher) (Hacker et al. 2010c); ex-situ-Vermehrung und lokale Wiederansiedlung (Lütt 2009); Nielsen et al. (2006b) empfehlen als Pflegemaßnahme ein- bis zweimalige Mahd, um die Konkurrenz durch andere Arten zu vermindern, bei häufigerer Mahd entfällt allerdings die sexuelle Reproduktion.
Schutzstatusstreng geschützt (floraweb.de 2011)
VerantwortlichkeitDeutschland hat eine mittlere globale Verantwortlichkeit (Welk 2002, floraweb.de 2011)
Sonstigesimmergrüne Rosetten, bildet nach Jueg & Cöster (2002) im Herbst Turionen (vegetative Überwinterungsorgane, Hibernakeln), diese Angabe ist jedoch vermutlich falsch, da nach Haynes et al. (1998) und Markgraf (1981) die ganze Gruppe keine Turionen bildet; in Mecklenburg-V. werden beim Monitoring die Umrissfläche, die besetzte Fläche, Wuchsform, Altersstruktur und Vitalität der Population erfasst, Zählflächen oder Transekte sind hingegen nicht geeignet, da sich die Wuchsorte schnell verlagern können, bei kleinen Vorkommen auch Anzahl Blüten und Rosetten erfassen, Monitoring von Wasserstand, Nährstoffverhältnissen, pH-Wert, Leitfähigkeit (Hacker et al. 2010c).

 

Kulturansprüche

Art Luronium natans
Kultur einfach
Wasserbedarf Wasserpflanze, Wassertiefe 40-60 cm (ÖBG Bayreuth: M: Lauerer); vorkommend an flach überschwemmten, zeitweise trockenfallenden Ufersäumen (SMUL 2010)
Nässeempfindlichkeit keine, da im Wasser wachsend (Jelitto 1990)
Dürreempfindlichkeit keine Angabe
pH-Spezifik pH 6,5 - 7 (ÖBG Bayreuth: M. Lauerer); liebt weiches Wasser (Jelitto 1990); mäßig saure Böden (SMUL 2010); enthärtetes Wasser (BG Rostock: G. Neubert)
Substratspezifik Gemisch: Torf, Lehm, ungewaschener Sand (Jelitto 1990); lehmig (ÖBG Bayreuth: M. Lauerer); humoser Schlamm- und Sandboden (SMUL 2010)
Nährstoffbedarf gering (ÖBG Bayreuth: M. Lauerer)
Nährstoffempfindlichkeitkeine Angabe
Temperaturansprüche Überwinterung vorsichtshalber im temperierten Haus (BG Rostock: G. Neubert)
Lichtbedarf mittel (ÖBG Bayreuth: M. Lauerer)
Schädlingsprobleme Wasservögel (ÖBG Bayreuth: M. Lauerer)
Vermehrung durch im Sommer reichlich gebildete Ausläufer (Jelitto 1990); Wurzelausläufer und Aussaat (ÖBG Bayreuth: M. Lauerer)
Keimungsansprüche keine Angabe
Keimungszeit keine Angabe
Hybridisiert mit keine Angabe
Kritische Lebensphasen keine Angabe
Sonstiges Überwinterung im temperierten Haus im Aquarium in Töpfen, bilden über Winter Unterwasserblätter und Schwimmblätter, die ersten Blüten waren schon zu sehen, beim Auspflanzen sollte man darauf achten, dass der Standort so gewählt wird, dass die Pflanze nicht weggespült wird (ist mal passiert) (BG Rostock: G. Neubert)

 

Haltende Gärten / Einrichtungen

Botanischer Garten der Technischen Universität Dresden
IPEN Level Zugang Herkunft Wiederans. Web
DE-0-DR-018092 2 2017 Sachsen, LK Görlitz, NSG "Teichgebiet Niederspree" Sachsen, LK Görlitz, NSG "Teichgebiet Niederspree"
Bemerkung: Totalverlust durch Wildwechsel
DE-0-DR-017947 2 2019 Sachsen, LK Meißen, Schönfeld-Linz, Tiergartenteiche Sachsen, LK Meißen, Schwarzer Teich am Kaltenbach, Oberer Goldgrubenteich und Unterer Sergkteich

 

Botanischer Garten der Universität Rostock
IPEN Level Zugang Herkunft Wiederans. Web
DE-1-ROST-2022-W-7066 2 2022 Mecklenburg-Vorpommern, Grabow: im Griemoor

 

Ökologisch-Botanischer Garten der Universität Bayreuth
IPEN Level Zugang Herkunft Wiederans. Web
DE-0-BAYRT-081173 1 2008 Bayern, Weiher bei Marktredwitz

 

Botanischer Garten der Universität Regensburg
IPEN Level Zugang Herkunft Wiederans. Web
k.A. 1 2011 Bayern, Wunsiedel, Bad Alexandersbad

 

 

Wiederansiedlung

Wiederansiedlung BG Dresden

Von der Herkunft NSG Niederspree und Kleine Heide Hänichen (LK Görlitz) existiert seit 2017 eine EHK im BG Dresden. Aus den vegetativ vermehrten Beständen dieser EHK wurden im August 2019 ca. 40 Pflanzen im gleichen NSG an einem Standort ausgebracht, an dem aktuell keine Bestände mehr nachweisbar waren. Dafür wurden die Exemplare in mehrere Hanfseile eingeflochten und vor Ort in den Schlamm gedrückt. Bei einem Kontrollgang im November 2019 konnten weder die Pflanzen noch die Seile oder Standortmarkierungen wiedergefunden werden. Vermutlich wurden die Bestände durch Wildbegang zerstört. Weitere Ausbringungsversuche dort unterblieben auf Wunsch der UNB.

Von einer weiteren Herkunft im LK Meißen (Gemeinde Schönfeld) konnte 2019 im Rahmen eines Drittmittelprojekts nach Förderrichtlinie NE/2014 eine zweite EHK im BG Dresden aufgebaut werden. Mit 100 vegetativ vermehrten Pflanzen dieser EHK wurde im September 2021 ein neues Vorkommen in einem Teich bei Thiendorf begründet, das sich bislang (Ende 2023) als stabil erweist und leichten Zuwachs zeigt. Im September/ Oktober 2022 wurden weitere 100 Exemplare in zwei Teiche der Region ausgebracht, in denen die Art zuvor schon beobachtet worden war. Eine Kontrolle der Pflanzstellen im Herbst 2023 ergab keinen Nachweis der Pflanzen. Im Oktober 2023 erfolgte auf Anregung der UNB Meißen eine Ausbringung von 102 Setzlingen aus der EHK in einem weiteren Teich des Gebiets, der bislang keine Bestände aufwies, dem Froschkraut nach einer Sanierung aber vermutlich gute Lebensbedingungen bietet. Diese Ausbringungen erfolgten in gruppenweise verbundenen torffreien "Anzuchttöpfen" aus gepressten Pflanzenfasern. Diese wurden mit den darin wurzelnden Pflanzen leicht in den Bodengrund gedrückt und lösen sich im Laufe der Zeit auf. Dies Ausbringungsmethode hat sich als empfehlenswert erwiesen, da die Jungpflanzengruppen von Beginn an relativ stabil und mit eigenem Ballen im Untergrund verankert sind.